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Teilnahme an der "Black lives matter"-Demo in Wien
Durch den Todesfall von George Floyd bei einer gewaltsamen Festnahme der Polizei kam es auch bei unseren Jugendlichen zu vielen Gesprächen und Diskussionen. Selbst häufig Opfer von Diskriminierung und racial Profiling bei Polizeikontrollen hat sie dieser brutale Tod besonders berührt und zum Nachdenken angeregt. Da politische Bildung und Partizipation schon immer einen großen Stellenwert in der Arbeit mit den Jugendlichen im Jugendtreff Pfarrgasse hatte, war es klar, dass die Idee gemeinsam zur Demo zu gehen und Solidarität zu zeigen, schnell umgesetzt wurde. Es wurden gemeinsam Plakate gestaltet und im Vorfeld genaue Gruppenregeln besprochen, wie wir in der großen Menschenmenge aufeinander achten und uns nicht verlieren. Während der Vorbereitung kam es schon zu sehr guten Gesprächen, zum Bsp über den nigerianischen Asylwerber Marcus Omofuma, der 1999 bei einer Abschiebung von Polizisten zu Tode kam und zu Diskussionen über die Todesstrafe. Die Jugendlichen erzählten viel von ihren eigenen Erfahrungen mit „dünklerer“ Hautfarbe in Wien zu leben und von Erlebnissen in der Schule/Lehrstelle und mit der Polizei. Am Donnerstag ging es dann mit elf Jugendlichen (Sechs Mädchen und fünf Burschen) zwischen 15 und 18 Jahren auf die Demo. Drei weitere Einrichtungen - Jugendtreff Penzing, Jugendtreff Steinbauerpark sowie Streetwork Wieden - nahmen ebenfalls mit insgesamt 20 Jugendlichen an der Kundgebung teil. Wir waren als Verein Rettet das Kind- LV Wien also gut bei der Demo vertreten.
Beim Museumsquartier angekommen, waren die Jugendlichen wirklich überwältigt von der Menschenmenge und sehr berührt davon, dass es in Österreich doch so viele Menschen gibt, denen das Thema wichtig ist und die ihrer Meinung sind. Ein Mädchen war sogar zu Tränen gerührt, weil sie:“ nicht gewusst hat, dass ihre Hautfarbe so viele mögen und sie in einer so coolen Stadt lebt“. Durch die 50.000 Menschen um sie herum haben sich die Jugendlichen an dem Tag als Teil des Ganzen, besonders groß und akzeptiert gefühlt. Auch haben sie durch die Teilnahme einen anderen Teil von Wien erlebt und waren begeistert von Naschmarkt, Secession, Karlskirche und haben die Idee geboren, sich Wien in den Ferien vielleicht doch einmal besser anschauen zu wollen und aus ihrem Grätzl rauszukommen. Aber am Wichtigsten war ihnen, ihre Meinung zu vertreten und dass diese auch gehört wird, und dieses Gefühl hatten sie an diesem Tag und nach der Demo ganz bestimmt.
Am Rückweg gab es als Belohnung für den tollen Zusammenhalt als Gruppe und das Aufeinander schauen ein Eis beim Tichy, bei dem das Erlebte nochmal reflektiert und besprochen werden konnte. Da die Stimmung doch emotional noch sehr intensiv war und die Jugendlichen noch viel Redebedarf hatten, war dies ein guter gemeinsamer Ausklang der Erlebten, der ihnen sehr wichtig war.